Mit dieser Aktion soll „Nicht-Landwirten“ die Möglichkeit gegeben werden, einen Einblick in die Urproduktion von Lebensmitteln zu gewinnen. Die Kümmelbauern luden Verbraucher an mehreren Terminen über das Jahr verteilt auf ihren Hof zur tatkräftigen Hilfe ein. Biologisches Saatgut, „Blauer samtiger Sommer-Dinkel“, wurde dabei ohne gentechnische Methoden auf einem Feld ausgesät. Nach der Ernte fand ein großes Backofenfest statt. Die Fotogruppe der NaturFreunde Weiden, unter Federführung von Sebastian Flaschel, begleiteten die verschiedenen Projektphasen durch das Jahr. Von der Aussaat über die Feldpflege bis zur Verarbeitung am Backtag.
Den Hof in Leuchtenberg bewirtschaften sie seit 2008. Es kam nur ökologische Landwirtschaft mit Anbindung an einen Verband in Frage. Dieser wurde Anfangs in Naturland gefunden, später den gesamten Betrieb nach den Demeter Richtlinien. Diese Entscheidung haben sie durch Weiterentwicklung getroffen: „Uns ist wichtig, wie man mit den uns anvertrauten Acker ächen, der Umwelt und dem Boden, umgeht“. Hervorzuheben ist hierbei, wie Ökolandbau in der Praxis funktioniert, Bodenfruchtbarkeit, Anbaumethoden, regionaltypische Standortbedingungen, Fruchtfolge und vieles mehr. Heil- und Gewürzpflanzen wie Körnerfenchel, Kümmel, Koriander und alte Getreidesorten haben auf dem Hof den gleichen Stellenwert wie das Konsum-Getreide. Auf der restlichen Fläche werden Braugerste, Dinkel, Roggen und Triticale angebaut. Durch die eigene Getreidereinigung, Trocknung und Lagerung kann eine lückenlose Nachverfolgbarkeit der Ware gewährleistet werden.
(Foto: Sebastian Flaschel)
Mit Helfern wurde der Dinkel als händische Breitsaat ausgebracht. Ansonsten findet eine maschinelle Aussaat statt. Der „Blaue samtige Sommer-Dinkel“ ist eine alte Sorte aus dem 19. Jahrhundert.
Kerngedanken aus der Aktion:
Freies Saatgut dient zur Verwirklichung des Rechts auf Nahrung sowie keine Patente auf Saatgut und Pflanzen. Dies Vertreten auch die NaturFreude Weiden sowie die NaturFreunde Deutschlands.
(Foto: Sebastian Flaschel)
Phase 1
Im Bild ist die Blattentwicklung nach der Keimung des Saatguts zu sehen. Im Ökolandbau werden die Saatkörner nicht mit chemischer Beize behandelt.
(Foto: Zaneta Weidner)
Phase 2
Aus einem Korn bilden sich mehrere Seitentriebverzweigungen zu fruchtbildenden Halmen. Bis zu 9 und mehr Bestockungstrieben sind möglich. Eine Beeinflussung ist durch verschiedene Techniken möglich, wie Striegeln oder auch durch Klimaeinflüsse.
(Foto: Zaneta Weidner)
Der Striegel ist ein unverzichtbares Hilfsmittel im ökologischen Landbau. Dieser Prozess des Striegelns ist zunächst auch ein gewisser Stress für die Kulturpflanze. Die Striegelwirkung besteht aus 70% verschütten und 30% ausreißen der Beikräuter. Dinkel verträgt ein schärferes Striegeln. Als Zusatznutzen ist durch die bessere Durchlüftung meist ein deutlicher Effekt einer Stickstoffmineralisierung festzustellen.
(Foto: Sebastian Flaschel)
Phase 3
Der Haupttrieb schießt aus den Bestockungstrieben. Am Bild ist das Blatthäutchenstadium ersichtlich. Das Fahnenblatt ist voll entwickelt. Dies stellt das Ende der Schossphase dar.
(Foto: Sebastian Flaschel)
Phase 4
Die Blattscheide des Fahnenblattes verlängert sich. Im Halm ist die Ähre aufwärts geschoben. Die Blattscheide des Fahnenblattes beginnt anzuschwellen. Im Bild ist eine Kontrolle zu sehen, bei der die Ährenanlage sichtbar wird.
(Foto: Sebastian Flaschel)
Phase 6
Am Bild sind sichtbare Staubbeutel zu sehen. Die Ähren werden durch den Wind bewegt und verteilen damit den Pollen.
(Foto: Sebastian Flaschel)
Phase 7
Man spricht von der Milchreife. Erste Körner haben die endgültige Größe erreicht. Im ökologischen Landbau wird eventueller Pilzbefall nicht mit chemischen Mitteln behandeln. Hier wird besonders auf resistente Sorten beim Anbau geschaut. Auch Ackerbeikräuter können eine pilzreduzierende Wirkung auf das Getreide ausüben.
(Foto: Sebastian Flaschel)
Phase 8
Der Dinkel reift nun mit dem Spelz ( in dem das Korn eingehüllt ist). Die Halme neigen sich.
(Foto: Sebastian Flaschel)
Bei trockenem Wetter wird das Getreide mit einem Mähdrescher abgeerntet. Im Drescher selbst, wird das Korn vom Stroh und den Ähren getrennt. Die Feuchtigkeit des Korn soll um 14% betragen. Der Dinkelspelz mit Korn wird in einem Tank gesammelt und anschließend in einen Hänger umgefüllt. Stroh wird, soweit es nicht abgefahren wird, bereits nach dem Drusch gehäckselt und auf dem Feld verteilt.
(Foto: Sebastian Flaschel)
Das geerntete Korn wird nach der Reinigung am Betrieb der Gailertsreuther Mühle , die in diesem Fall nur Getreide aus ökologischem Anbau verarbeitet, zugeführt. Dabei wird das Dinkelkorn entspelzt. Die Schale des Kornes ergibt beim Mahlvorgang die Kleie und es können verschiedene Sorten an Mehl erzeugt werden.
Begriffe bei diesem Verarbeitungsschritt:
Dinkelähre / Dinkelkorn in Spelz / Dinkelkorn entspeltzt / Dinkelspelz / Dinkelkleie / Dinkelmehl
(Foto: Sebastian Flaschel)
Aus dem gewonnenen Dinkelmehl konnten die Teilnehmer selbst Brotteig kneten und nach belieben mit Gewürzen versehen. Im Anschluss wurden die Laibe im Dorfbackofen vom Bäckermeister der Bäckerei Weiss aus Woppenhof gebacken.
(Foto: Sebastian Flaschel)
In verschiedenen Tests kann die Bescha enheit und Qualität des Bodens kontrolliert werden. Mit einem Spaten wird eine Schicht aus dem Grund herausgetrennt.
Folgende Punkte können u.a. beurteilt werden:
Bodenschichten / Farben / Gerüche / Textur / Struktur / Wachstum von Wurzeln / Inhaltsstoffe
(Foto: Sebastian Flaschel)
Auf dem Feld wachsen tiefwurzelnde Beikräuter, wie z.B. der Ampfer oder die Distel. Zur Entfernung gibt es verschiedene Geräte wie den
Ampferstecher.
(Foto: Sebastian Flaschel)
Es gibt in Deutschland ca. 270 Arten Beikräuter / Begleitflora. Begrifflich werden sie als Unkräuter bezeichnet.
Sie konkurrieren mit der angesäten Pflanze, der Hauptkultur, um Wasser, Nährstoffe und Licht. Darüber hinaus können sie Schwierigkeiten bei der Ernte bereiten, was sich in einer höheren Ernte-Feuchtigkeit und damit verbundenem Trocknungs- und Reinigungsaufwand äußert.
Diese Sichtweise ist dem Grundprinzip nach sehr einseitig. Solche Pflanzenarten haben ebenso Bedeutung, wenn auch nicht auf den ersten Blick. Sie sind beispielsweise wichtige Heilpflanzen oder Zeigerpflanzen, die viel über den Boden und den Standort verraten. Darüber hinaus bieten sie Schutz und Nahrung für viele Insekten. Die Beikräuter vermögen die Böden über verschiedene Tiefen zu durchwurzeln und tragen mit Wurzelabsonderungen (Exudate) zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bei ( z.B. Förderung Mycorrhiza ).
In der ökologischen Landwirtschaft werden die Ackerkräuter daher als Bestandteil des Ökosystems angesehen. Um dem Getreide oder Leguminosen einen Wachstumsvorsprung zu verschaffen, werden die Beikräuter über Fruchtfolge, Saatstärke, Sortenwahl und mechanische Behandlung kurz gehalten oder verringert, nicht aber ausgeschaltet. Was für den Mensch gut ist, ist auch für den Boden gut!
(Foto: Sebastian Flaschel)